Hallo Leute,
ergänzend zu dem, was wir schon ganz richtig geschrieben wurde, möchte ich noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Thema Entstören bringen, denn Entstören ist ein Thema, das sicher aktuell bleibt.
Optimales Entstören verlangt Sachverstand und systematischen Vorgehen und eigentlich auch eine geeignete Messtechnik dazu (aber wie viele von uns haben schon einen Spektumanalyser oder Messempfänger?). Es gibt jedoch zumindestens ein paar Grundregeln, die immer berücksichtigt werden sollten. Denn die Physik gilt auch hier!
Was die Entstörung von Motoren angeht (besser: “Bedämpfung“ der Motorstörungen), so sind als Minimum Entstörkondensatoren unmittelbar am Motor unverzichtbar (sind bei manchen Motoren sogar schon in Form kleiner Keramikkondensatoren eingebaut). Wichtig ist, dass nicht nur ein Kondensator zwischen die beiden Motoranschlüsse geschaltet wird (dieser soll die sogenannten Gegentakt-Störspannungen bedämpfen, die zwischen den beiden Motorleitungen auftreten), sondern auch jeweils ein Kondensator von je einem Motoranschluss zum metallischen Motorgehäuse (diese sollen die sogenannten Gleichtakt-Störspannungen dämpfen, die zwischen den Motorleitungen und dem Gehäuse (mit Welle, Stevenrohr usw.) auftreten). Was Funkstörungen angeht, sind diese Gleichtaktstörungen meist die Problematischeren.
Bei den Kapazitätswerten gibt es einen relativ breiten Bereich, mit dem man ordentliche Entstörwirkungen erzielen kann, angefangen von mehreren nF bis hin zu mehreren 10nF. Bei Werten oberhalb von 100nF von bedrahteten Kondensatoren kann die Entstörwirkung schon wieder geringer werden, da solche Kondensatoren dann schon in dem Frequenzbereich, wo wir vornehmlich entstören müssen – unser 40MHz Fernsteuerband – schon oberhalb ihrer Eigenresonanzfrequenz liegen können und dann ihr Scheinwiderstand schon wieder ansteigt bzw. ihre Kurzschlusswirkung für Hochfrequenz nachlässt.
Ganz wichtig ist aber: DIE ANSCHLUSSDRÄHTE DER KONDENSATOREN MÜSSEN SO KURZ WIE MÖGLICH SEIN!!!
Jeder Zentimeter Drahtlänge bringt bereits eine Induktivität von rund 10nH mit ins Spiel, bei 40MHz hat man bei 1 cm schon einen induktiven Scheinwiderstand von rund 2,5 Ohm, so dass von einem richtigen HF-Kurzschluss bald keine Rede mehr sein kann!
Auch die Kondensatortechnologie hat einen gewissen Einfluss; Keramikkondensatoren haben bei gleicher Kapazität tendenziell höhere Eigenresonanzfrequenzen als gewickelte Folienkondensatoren und sind daher allgemein besser geeignet.
Die Kondensatoren müssen auch ausreichend spannungsfest sein, z.B. bei Betriebsspannungen von 12V sollten es schon mindestens 50V Kondensatoren sein, da ein Motor beim Kommutieren durchaus Störspannungsspitzen verursachen kann.
Mit Drosseln in den Motorleitungen lässt sich die Ausbreitung der restlichen Störungen entlang der Motorleitungen verblocken. Vielfach reicht ein niederpermeabler Ferrit-Rohrkern (AL-Wert ca. 1µH bis einige µH, z.B. Entstör-Klappkern) auf dem Leitungsbündel schon aus (Hin- und Rückleiter gemeinsam einmal oder einige wenige Male durch den Kern geführt).
Geschirmte Motorleitungen können eine Verbesserung bringen, wenn der Kabelschirm direkt (d.h. nicht über einen längeren Draht) am Motorgehäuse angeschlossen werden kann und der Schirm am andere Ende auch direkt auf eine metallische Bootsstruktur gelegt werden kann (was allerdings bei Kunststoffbooten kaum möglich ist).
Es gibt natürlich auch noch andere Beeinflussungsmechanismen als über den reinen Hochfrequenzweg. Zum Beispiel können bei einer gemeinsamen Stromversorgung von Fahrmotor (mit Drehzahlsteller) und Empfänger (mit Servos) auch niederfrequentere leitungsgeführte Störungen auf den Versorgungszweig des Empfängers oder der Servos durchschlagen, was sich messtechnisch per Oszilloskop noch relativ einfach überprüfen lässt. In solch einem Fall kann man die Empfänger-/ Servoversorgung kapazitiv stützen.
Bei Schaltreglern für die Bordstromversorgung können auch Oberschwingungen der Schaltfrequenz in das Empfangsband fallen und dazu führen, dass der Empfänger seine Emfindlichkeit zurückregelt und schwache Signale dann nicht mehr mitbekommt, bzw. dass für schwache Signale das Signal/Störsignal-Verhältnis (S/N) zu schlecht wird. Hier zu entstören ist ein Kapitel für sich, bei dem ich mal bei anderer Gelegenheit berichten kann...