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Modernisierter U-Boot-Stützpunkt auf Kamtschatka 17 Jahre 3 Monate her #10625

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MOSKAU, 03. August (RIA Novosti). Der russische Präsident Wladimir Putin will den Zustand des U-Boot-Stützpunkts in Wiljutschinsk (Halbinsel Kamtschatka) persönlich in Augenschein nehmen.

„Wir fahren mal hin und schauen uns das an“, sagte er bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow im Kreml.

Nach der vom Generalstab 2003 angekündigten Schließung des Stützpunkts in Wiljutschinsk „wegen fehlender Finanzierung“ wurde deren Weitererhalt beschlossen.

„Jetzt haben wir den Stützpunkt praktisch wiederbelebt“, sagte der Verteidigungsminister.

Das Stabsgebäude, der Seemannsklub und das Offiziershaus seien renoviert worden. Zudem seien eine neue Sporthalle mit Aquapark, ein Schwimmbad, zwei Trainingshallen, ein Café und eine Bowlingbahn errichtet worden, sagte Serdjukow.

Auf die Frage des Präsidenten zur sozialen Infrastruktur in Wiljutschinsk antwortete der Minister: „Die Schule ist schon fertig, das Krankenhaus ist zu 95 Prozent erbaut, jetzt wird es ausgestattet“.

Außerdem sei die Küsteninfrastruktur des Stützpunktes bereits im vergangenen Jahr fast komplett mit neuen Anlegestellen und Überwachungssystemen wiederaufgebaut worden.


Quelle: de.rian.ru/safety/20070803/70312391.html

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BURAN 17 Jahre 3 Monate her #10650

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Donnerstag, 19. Juni 2015, Wladiwostok

Die riesigen Frühwarnanlagen hätten sie unter Umständen sehen können. Leider waren genau diese Anlagen nach Norden ausgerichtet, um gegebenenfalls anfliegende US-Raketen zu erfassen. Nicht aber die nordkoreanische Nodong-1, die um 15 Uhr 21 vom Raketenstartplatz Musudan-ri in der Provinz Hamgyŏng-pukto abgeschossen wurde und in einer flachen ballitischen Bahn mit Kurs auf russisches Gebiet flog. Ein Abfangjäger MiG-31B entdeckte den Feuerschweif und die Rauchsäule durch Zufall und funkte umgehend eine Warnung nach Sokolowka, dass der Militärdistrikt Fernost mit Raketen angegriffen werde.
Nur zwei Minuten später befahl General Kisenko in Khabarowsk alle verfügbaren Flugzeuge in die Luft. In Waldiwostok nahm man eine Überprüfung der Flugbahn vor und kam zu dem Schluss, dass die nordkoreanische Rakete aller Wahrscheinlichkeit nach eben jene Stadt treffen werde. Und zwar in wenigen Minuten.
Um 15 Uhr 23 trat der Gefechtskopf der Nodong-1 in einer Höhe von etwa 70 Kilometer in russischen Luftraum ein. Die rund um Wladiwostok aufgestellten Flugabwehrraketenkomplexe S-300PMU Faworit feuerten ihre Raketen 48N6 auf das feindliche Geschoss ab.
Wenige Minuten später markierte eine pilzförmige Wolke das Ende des Hauptquartiers der russischen Pazifikflotte und das Ende des Lebens von tausenden Menschen.

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BURAN 17 Jahre 3 Monate her #10686

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[size=18:d5d91242a3]ZWEITER TEIL[/size:d5d91242a3]

Koreakrieg – Die zweite Runde


30 Minuten später, Kreml, Moskau

„Wie viele Tote?“, würgte Präsident Roshkow hevor, nachdem er wieder aufrecht sitzen konnte.
Günstigste Schätzung zwischen fünfzig und fünfundsechzig Prozent“, kam General Kisenkos Stimme aus dem Lautsprecher des Telefons.
„Schicken Sie Truppen nach Wladiwostok, General“, befahl der Präsident. „Ich will, dass soviele Menschen wie möglich evakuiert werden.“
Mit Verlaub, Herr Präsident. Erst müssen wir die Stärke der radioaktiven Strahlung in dem Gebiet feststellen. Im Moment ... “ Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden.
Sofort, General Kisenko“, blaffte Roshkow dazwischen.
„General Kisenko hat Recht, Herr Präsident“, sagte General Nikolajewitsh. „Wir brauchen erst einen Lagebericht, ansonsten ist das ganze Unterfangen sinnlos.“
„Also gut, schicken sie ABC-Verbände. Aber schnell. Wissen wir etwas über die Sprengkraft?“
„Mindestens zwanzig Megatonnen. Im Umkreis von zwanzig Kilometer brennt alles und im Umkreis von vierzig Kilometer liegt alles in Trümmern. Wladiwostok selbst dürfte eingeebnet sein.“
„Die Nordkoreaner können solche starken Nukearköpfe nicht herstellen“, winkte Iwanowitsh ab.
„Wer redet denn von dem Gefechtskopf? In Wladiwostok lag die Admiral Lazarew, ein Kreuzer der Kirow-Klasse und das Kommunikationsschiff Ural. Deren Reaktoren sind mit hochgegangen.“
„Diese Reaktoren waren aber heruntergefahren“, stammelte der Verteidigungsminister.
„Wenn die Hitze stark genug ist, fliegen die trotzdem in die Luft. Die Ural war seit zehn Jahren ausgemustert, denken Sie im Ernst, deren Sicherheitsysteme arbeiteten einwandfrei?“
„Was sagen wir der Öffentlichkeit?“, wollte Admiral Seliwanow wissen. Der Oberbefehlshaber der Pazifikflotte kämpfte mit seiner Selbstbeherrschung; seine Frau und seine Tochter waren in Wladiwostok.
„Wir sagen die Wahrheit. Das Nordkorea soeben eine russische Großstadt vernichtet hat.“
„Herr Präsident, die ABC-Truppen werden heute Abend im betroffenen Gebiet sein. Wir müssen erst warten bis sich die Straubwolken verzogen haben, über dem Nullpunkt scheint Windstille zu herrschen.“
„Was ist mit den Streitkräften in der Region?“, wollte der Verteidigungsminister wissen.
„Die meisten Schiffe haben wir gestern noch auf See geschickt, weil wir der Meinung waren, das wäre am Sichersten“, erklärte Admiral Gerashenko. „Die meisten haben Bereitschaft gemeldet und ein U-Boot der 877-Klasse wird in einer Stunde getaucht in den Hafen von Wladiwostok fahren, um erste Bilder von den Schäden zu machen. Es gibt aber auch ein Schiff, dass sich noch nicht gemeldet hat.“
„Welches?“
„K-331 Magadan unter Mikhail Kredow. Sie ist gestern ausgelaufen, um zum Warjag-Verband zu stoßen. Eine Kontaktaufnahme dürfte erst morgen zu erwarten sein.“
„Aber das Satelliten-Kommunikationszentrum der Pazifikflotte lag in Wladiwostok, und davon drüfte nach diesem Knall nicht viel übrig sein“, warf Admiral Seliwanow ein. „Wenn Kredow keine Kommunikation mit dem Hauptquartier hat hat, wird er alle gezwungen sein, auf eigene Faust zu handeln. Mit Regierungsstellen darf er von sich aus im Konfliktfall nicht in Kontakt treten.“
„Das heißt also“, überlegte der Präsident. „dass der Kommandant wohl das Schlimmste annehmen muss.“
„Bodentruppen?“
„Die meisten Bodenstreitkräfte haben schon in der letzten Woche auf ABC-Angriffe vorbereitet“, sagte General Petrowitsh. „Dürfte kein Problem sein. In Wladiwostok selbst dürften uns jedoch extreme Verluste zugefügt worden sein. Die nordkoreanische Grenze ist glücklicherweise hundertvierzig Kilometer entfernt, also haben unsere Verbände dort keine weiteren Probleme. Es sei denn, der Wind dreht sich.“
„Und die Luftunterstützung?“
„Die meisten Maschinen sind der Detonation entkommen“, sagte General Andrejew. „Das 530. Abfangjägerregiment hat immer noch einundzwanzig MiG-31B und drei MiG-31BM. Das 18. Schlachtfliegeregiment hat vier Verluste am Boden – Maschinen die zur Wartung im Hangar standen – aber ansonsten sind dort noch fünfzehn Su-25SM im Klarstand. Der Rest, also Su-27SM, Frontbomber Su-24M2 und Kampfzonentanker Su-24M war außerhalb stationiert.“
„Das heißt, wir haben siebzig Jäger, fünfzehn Schlachtflugzeuge, neunzig Frontbomber und zweiundvierzig Kampfzonentanker“, fasste General Nikolajewitsh zusammen. „Wir bereiten noch die Verlegung von vier Tu-160M und zehn Tu-22M3 vor.“
„Also sind wir in der Lage, zurückzuschlagen?“
„In ein bis zwei Tagen, Herr Präsident.“

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BURAN 17 Jahre 3 Monate her #10718

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Zur gleichen Zeit, Position 26°36'26.32"N 56°19'20.53"O, Straße von Hormus,
PLARK, Projekt 949A, K-456 Wiljutshinsk


Für diese Gewässer war der U-Kreuzer K-456 Wiljutshinsk mit ihren 19 400 Tonnen Unterwasserverdrängung eigentlich viel zu groß. 64 Kilometer südlich der iranischen Flottenbasis Bandar Abbas und 98 Kilometer nordöstlich der Stadt Ras Al Khaymah, welche in den Vereinigten Arabischen Emiraten lag, schlich das russische Unterseeboot mit drei Knoten durch die Straße von Hormus in den Persischen Golf.
154 Meter lang, 18,20 Meter breit und 18 Meter hoch – das waren die Ausmaße des atomgetriebenen Raketen-U-Kreuzers des Projektes 949A. Die U-Kreuzer dieser Klasse waren Monster des Kalten Krieges, als Antwort auf die Bedrohung entwickelt, die einst von den Flugzeugträgern der NATO ausging. Von wirksamen Abwehrmöglichkeiten gegen einen U-Kreuzer der 949A-Klasse konnte nicht die Rede sein. Um feindliche Kampfverbände wirksam angreifen zu können, trugen die Unterseeboote 24 Antischiffraketen P-700 Granit mit einer Reichweite von über 500 Kilometer. Zur Selbstverteidigung gab es vier Torpedorohre vom Kaliber 533 Millimeter und zwei vom Kaliber 650 Kilometer. Der Kampfsatz umfasste bis zu 28 Torpedos und U-Bootabwehrraketen. Zwei Reaktoren OK-650B sorgten über zwei Turbinen GT3A und über zwei Schrauben für eine Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten – beachtlich für Unterseeboote dieser Größe und genug, um feindliche Kampfverbände zu verfolgen. Es waren die teuersten Unterseeboote, die die russische Seekriegsflotte jemals bekommen hatte und die Russen dachten nicht im Traum daran, diese waffenstarrenden Ungetüme auszumustern. Im Gegenteil. Ein intensives Modernisierungsprogramm sah die Bestückung mit modernen Antischiffraketen P-800 Oniks vor. Die Nordmeerflotte hatte bereits alle vier ihrer 949A umrüsten lassen. K-456 war das siebente von 13 Schiffen dieser Klasse und sollte nach dieser Fahrt im Persischen Golf umgerüstet werden. Nur Sewmash in Sewerodwinsk war einst in der Lage gewesen, diese riesigen U-Kreuzer zu bauen. Am 09. Februar 1988 auf Kiel gelegt und am 28. Juni 1991 – knapp ein halbes Jahr vor Auflösung der UdSSR – aus der Bauhalle gezogen, wurde K-456 am 18 August 1992 unter dem Namen Kasatka in Dienst gestellt. Am 05. Februar 1993 wurde die zunächst in den Kampfbestand der Nordmeerflotte eingegliedert, bis sie später zur Pazifikflotte verlegt wurde und dort am 28. September 1993 in Petropawlowsk-Kamt-shatskij ihren Dienst antrat. Am 20. Juni 1996 wurde sie in Wiljutshinsk umgetauft und durchlief von 1997 bis 2001 die erste Instandsetzung.
Momentan hatte die russische Seekriegsflotte immer ein Unterseeboot im Persischen Golf, um die amerikanischen Flugzeugträger zu überwachen. Die Wiljutshinsk hatte man auf CVN-76 USS Ronald Reagan angesetzt. Der Verband um den riesigen Träger kreuzte 60 Kilometer südwestlich der Insel Kish. Der russische U-Kreuzer hatte sich in der Straße von Hormus auf die Lauer gelegt.
„Kapitän, wir empfangen einen SGS-Befehl“, meldete Leutnant Perow aus dem Funkraum. „Empfehle Gefechtsbereitschaft.“
Kapitän Ersten Ranges Georgij Wolkow richtete sich vom Kartentisch auf und tauschte Blicke mit Oleg Kalugin. Befehle mit Sondergeheimhaltungstufe kamen nur sehr selten. Dann stand entweder ein Angriff bevor, oder man sollte selbst angreifen. Der Erste Offizier nickte und Georgij nahm das Mikrofon.
„Besatzung auf Station, Schiff klar zum Gefecht.“
„Besatzung auf Station, Schiff klar zum Gefecht“, wiederholte Kalugin.
Perow gab Georgij den Zettel mit dem Funkspruch. Dem Kapitän stockte bei dem, was er da las, der Atem.


[size=9:91dde538aa]An: K-456
Von: Hauptquartier Nordmeerflotte Seweromorsk
Gesendet: 19062014 10:30
Empfangen: 19062014 16:30

Einstufung: SGS 1

Um 15:24:05 fand über Wladiwostok eine massive nukleare Detonation statt. Aggressor Nordkorea, Stärke etwa 15 bis 20 Megatonnen, Opferzahl noch unbekannt, massive radioaktive Verstrahlung um den Nullpunkt, massiver radioaktiver Niederschlag wird erwartet. Hauptquartier Pazifikflotte zu Zeit nicht Handlungsfähig. Erwarten Kampfhandlungen mit Nordkorea ab 22062014.

Überwachen Sie Verhalten der US Navy im Persischen Golf; verfolgen Sie ggf. CVN-76 weiter zwecks Aufklärung.

Admiral W. Jakubow, Oberbefehlshaber U-Streitkräfte Pazifik[/size:91dde538aa]


„Ich hoffe, das stellt sich am Ende als Übung heraus“, sagte Kalugin, dessen Stimme auf einmal kratzig klang.
„Dann hoffen Sie mal weiter, Oleg“, gab Georgij trocken zurück. „Sondergeheimhaltungsstufe eins bedeutet vom Präsidenten abgesegnet. Dieser Befehl wurde nur mit Roshkows Einverständnis gesendet.“ Georgij nahm das Mikrofon der Bordsprechanlage. „Hier spricht der Kommandant. Der Kreml hat uns soeben darüber informiert, dass über Wladiwostok vor etwas mehr als einer Stunde eine nukleare Detonation stattfand. Es handelt sich um eine militärische Handlung seitens Nordkorea. Unser Befehl lautet, das weitere Verhalten der US-Navy hier im Persichen Golf zu überwachen. Danke für ihre Aufmerksamkeit.“ Er war sich durchaus bewusst, wie lahm das geklungen hatte. Alle in der Zentrale starrten ungläubig den Käpitän an, der immer noch den Befehl in der Hand hielt.
„Und jetzt?“, fragte Kalugin, halb neugierig, halb schockiert.
„Wie und jetzt? Wir führen den Befehl aus.“

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BURAN 17 Jahre 2 Monate her #10846

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Freitag, 20. Juni 2014, Gadshijewo

Die Sonne beschien die Jagelnaja-Bucht, als K-335 Gepard begleitet von zwei Schleppern die Einfahrt zum Stützpunkt passierte. Endlich wieder zu Hause. Alex stand mit Nawojtsew, Bugajew und Seregin auf der Turmbrücke und genoss die saubere, kühle Luft Nordrusslands. Hier waren einst mehr als 30 Unterseeboote der Roten Flotte der Sowjetunion zu Hause gewesen. Und heute?
Ganze sieben. Drei strategische U-Kreuzer des Projektes 667BDRM lagen an ihrem Liegeplatz. Auf einem hatte Alex noch vor zwei Wochen gedient. K-117 Brjansk lag neben ihrem Schwesterschiff, der K-407 Nowomoskowsk. Ein Liegeplatz weiter lag K-18 Karelija, welche in zwei Tagen wieder zu ihrer dreimonatigen Abschreckungspatrouille ins Nordmeer auslaufen würde. Die anderen drei Boote der Klasse waren auf See. An den Liegeplätzen lagen zwei U-Kreuzer des Projektes 971, die beiden ältesten Schiffe der Wildtier-Division, welche auf die Namen K-480 Ak Bars und K-317 Pantera hörten. Auch zwei weitere U-Kreuzer des Projektes 971U – K-328 Leopard und K-461 Wolk – lagen friedlich an ihren Liegeplätzen. Drei weitere waren auf See und eines lief gerade wieder ein.
Am Pier, das für die Gepard reserviert war, standen die Familien der Besatzungsmitglieder und eine Militärkapelle spielte die Hymne der Seekriegsflotte. Nach eineinhalb Jahren legte das Flaggschiff der 24. Division der 1. Flottille wieder in Gadshijewo an. Die Überführung war ohne Probleme verlaufen, die zweiwöchigen Abnahmefahrten würde die Gepard in der Barentssee absolvieren. Langsam glitt der aufgetaucht 9 830 Tonnen verdrängende U-Kreuzer auf seinen Liegplatz zu und wurde von zwei Schleppern ans Pier bugsiert. 30 Minuten später war die Besatzung angetreten und Alex trat vor, um Admiral Sokolow Meldung zu erstatten.
„Befehl zur Überführung befolgt, Admiral. Vorläufige Bewertung ausgezeichnet. Nach Auffüllen der Reserven wieder einsatzbereit und klar zum Auslaufen. Es meldet Kapitän Ersten Ranges Musatenko.“
„Willkommem zurück, Kapitän“, sagte Sokolow und reichte dem frischgebackenen Kommandant die Hand. Nachdem K-335 Gepard zurückgemeldet worden war, ließ Alex seine Besatzung wegtreten. Er sah sich um, ob er jemaden erkannte – eine groteske Vorstellung, denn alle seine Verwandten wohnten in Murmansk oder Sankt Petersburg. Alex wohnte eigentlich auch in Murmansk, hatte jedoch eine kleine Wohnung in einer Plattenbausiedlung in Gadshijewo. Eigentlich bestand der gesamte Ort aus Plattenbauten, die noch vor fünf Jahren schrecklich verfallen waren. Allein die Renovierungen der Häuser und Befehlseinrichtungen, das Ausbauen der Straßen und erst recht die Neubausiedlungen mit kleinen Einfamilienhäusern am anderen Ende des Ortes, sowie die Modernisierung der Hafeneinrichtungen hatten mehr als doppelt soviel Geld verschlungen als die Instandsetzung der Gepard. In den 90ern sah es hier aus wie auf einen Raketentestgelände, weil sich keiner mehr darum gekümmert hatte.
Alex bekam jetzt einen Sold von 4 000 Rubel im Monat, während der durchschnittliche Sold für die Besatzung zwischen 1 200 und 2 700 Rubel lag. Damit lag die Bezahlung zwar knapp ein Viertel unter dem Durchschnitt der NATO-Staaten, lag aber auch um Lichtjahre über der Besoldung unter der Jelzin-Zeit. Wenn man sich jetzt umsah, hatte jeder Angehörige des Militärs ein Auto. Ein Dienstwagen konnte beantragt werden. Dann konnte man zwischen einigen japanischen, europäischen und amerikanischen Marken wählen. Hatte man dann den Dienstwagen, kam die Flotte für die Hälfte des Unterhalts mit auf und alle fünf Jahre bekam man ein neues Auto. Vor zwei Jahren hatte Alex in einem Prospekt für Dienstwagen einen Jeep Grand Cherokee eindeckt und ohne lange zu überlegen bestellt. Privat fuhr er einen 2011 Dodge Charger R/T. Der Wagen stand jetzt in der Tiefgarage etwas außerhalb der Piers.
Während die Besatzung ihre Familien begrüßte, klingelte plötzlich Alex' Handy. Auf dem Display stand Hauptquartier, also kam der Anruf aus Seweromorsk. Alex drückte die Sprechtaste.
„Kapitän Ersten Ranges Musatenko?“
Hier ist das Büro von Admiral Mushketow, ich stelle Sie durch.“ Es klickte, und Mushketow war persönlich dran.
Kapitän, ich möchte Sie bitte, in zwei Stunden in mein Büro zu kommen.
„Hängt es mit der Katastrophe in Wladiwostok zusammen?“, fragte Alex.
Kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen.
„Ich bin in einer Stunde da.“
Danke Kapitän.“ Muschketow legte auf.
„Der klang ja nicht gerade begeistert ... “, murmelte Alex, als er zum Pier zurückging. Er fand Nawojtsew, der seinem – recht erstaunt aussehendem – fünfjährigen Sohn die Gepard zeigte.
„Eugen, Mushketow hat mich gerade in sein Büro zitiert. Übernehmen Sie bis heute Abend bitte das Kommando. Gehen Sie hoch zu Sokolow, er soll die Jungs auszahlen und Sie schicken Sie dann auf Urlaub.“
„Hat es was mit Nordkorea zutun?“ fragte Katharina Nawojtsewa, die einen Schritt zu ihrem Mann vortrat.
„Ich hab keine Ahnung“, sagte Alex zu ihr. „Aber wir sind reichlich weit vom Krisenherd entfernt. Ich schätze, es sind die Amerikaner. Einen schönen Tag noch, ich muss jetzt fahren. Eugen, ich bin heute Abend wieder da. Ich schreib Ihnen für die nächste Woche Urlaub ein.“
Noch bevor Nawojtsew und seine Frau auch nur daran denken konnten, sich zu bedanken, war Alex schon auf dem Weg zur Tiefgarage.
Zehn Minuten später stieg er in den Charger und startete den 5,7-Liter-HEMI-V8, der mit einem aggressiven Röcheln zum Leben erwachte. Sekunden später schoss der Wagen aus der Tiefgarage und driftete auf die Hauptstraße. Nach Seweromorsk waren es gerade mal 21 Kilometer Luftlinie, aber eine direkte Verbindung mit Brücken über die Fjorde war noch im Bau und das Straßennetz war auf der Kola-Halbinsel immer noch schlecht ausgebaut. Alex würde wohl oder übel die Straße über Poljarnij nehmen müssen, welche er aber mit hoher Geschwindigkeit befahren konnte. Er prügelte den 345 PS starken Charger mit 80 Stundenkilometer über die Hauptstraße zum Ortsausgang und beschleunigte dann auf 140. Nach etwa dreieinhalb Kilometer bog er nach links ab und jagte mit 120 an der Reperaturwerft Nerpa vorbei. Die Straße machte hier einen leichten Schlenker nach Westen und um nach Poljarnij zu kommen ließ Alex den Charger nach links über die nächste Kreuzung driften. Er fuhr am Endlanger für nukleare Abfälle vorbei und wie üblich jagte ihm das einen kalten Schauer über den Rücken. Er fuhr nach der Kurve genau auf die Werft Nerpa zu, bis die Straße an der Werfthalle wieder nach rechts führte. Am Abzweig nach Poljarnij fuhr er jedoch geradeaus weiter bis Belokamenaja und dann zur Anlegestelle. Dort lag eine kleine Fähre, die von der Murmansk Shipping Company betrieben wurde, solange die Brücke nicht fertig war. Diese brachte ihn in zehn Minuten über die Bucht nach Roslijakowo und von dort aus fuhr er weiter nach Seweromorsk.
Vor dem Stabsgebäude des Hauptquartiers brachte Alex der Charger zum Stehen – er hatte eine keine 45 Minuten gebraucht – und ging geradewegs ins Büro von Admiral Mushketow. Im Vorzimmer saß seine Sekretärin.
„Er ist drin, gehen Sie gleich rein“, sagte sie zu Alex.
„Danke“, erwiderte der Kapitän und öffnete die Bürotür. Mushketow stand am Kartentisch und brütete über einer Karte des Mittelmeeres.
„Danke, dass die so schnell gekommen sind, Kapitän.“, sagte er ohne aufzusehen.
„Ist mein Job, Admiral“, sagte Alex und grinste schief. Der Admiral sah ihn immer noch nicht an.
„Wie lief die Überführung?“
„Besser hät's nicht laufen können“, sagte Alex, der langsam nervös wurde. „Meiner Meinung nach könnten wir uns sogar die Abnahmefahrt sparen. Wann dürfen wir den Amerikanern Streiche spielen?“
„Schneller, als Sie sich denken können, Aleksei. Wie wäre es mit dem Mittelmeer als Bewährungsprobe?“
„Klingt gut, aber ich würde meiner Besatzung noch eine Woche Landurlaub geben.“
„Genehmigt“, sagte Mushketow und sah ihn dann endlich an. „Haben Sie die Aufnahmen aus Wladiwostok gesehen?“
„Noch nicht. Wie schlimm ist es?“
„Schreibtisch, oberste linke Schublade“, murmelte Mushketow und schüttelte den Kopf. „Sehen Sie es sich selbst an, ich kann mir das nicht nochmal absehen.“
Etwas unsicher ging Alex um den Schreibtisch des Admirals herum und öffnete die besagte Schublade. Darin lag eine rote Mappe mit der Aufschrift SGS 1.
„Das sind die ersten Fotos, die B-187 durch's Periskop im Hafen gemacht hat“, sagte der Admiral.
Alex öffnete die Mappe und zog scharf Luft ein. Das, was von Bolshoj Kamen übrig war, glich einer Trümmerwüste. Zwischen Bolshoj Kamen und Wladiwostok lag die Usuri-Bucht und beide Städte lagen etwa 35 Kilometer voneinander entfernt. Die Detonation musste sich genau über der Bucht eignet haben. Laut den Berichten auf den letzten Seiten war Wladiwostok selbst zwar durch die Berge am Westende der Bucht von der Druckwelle weitestgehend verschont gelieben, doch die Hafenanlagen von Uliss lagen in Trümmern und über dem Gebiet hing eine radioaktive Wolke und im Umkreis von 80 Kilometern fiel radioaktiver Niederschlag mit extremen Werten – Tendenz ausdehnend. Etwa 40 Prozent der Gebäude standen in Flammen.
„Zahlen wir's ihnen heim?“, fragte Alex.
„Darauf können Sie Gift nehmen. Kim Jong-Nam schicken wir direkt in die Hölle.“
„Wieso haben wir die Startvorbereitungen in Nordkorea nicht gesehen?“, fragte Alex. So eine Rakete startet doch nicht einfach so, und bei deren Ausrüstung ... War war's denn überhaupt für eine? Taepodong-2?“
Nodong-1“, grummelte Mushketow. „Eine MiG-31B hat den Start beobachtet. Das wird wohl ein mobiler Startkomplex gewesen sein, wie unsere Totshka-U und Iskander-M. AAA-Prinzip.“
„Anhalten, abfeuern, abhauen“, murmelte Alex zustimmend. „Und was haben Sie mit uns vor?“
„Sie überwachen die 6. US-Flotte im Mittelmeer.“
„Mit Verlaub, ein U-Boot gegen die ganze Flotte ... Ich weiß nicht so recht.“
„Erinnern Sie sich an die Mittelmeerfahrt der Kursk 1999?“
„Klar, erinnere ich mich. Ljatshin ist unbemerkt durch die Gibraltar-Enge gekommen und hat den Amis dann Respekt beigebracht.“
„Ich werde Ihnen alle Unterlagen über diese Fahrt zukommen lassen. Es ist eine große Ehre für Sie, Aleksei.“
Allerdings, dachte Alex bei sich. Der Kahn ist abgesoffen, 118 Mann sind dabei umgekommen und wir ehren Sie mit einer Mittelmeerfahrt.
„Nun, ich würde dennoch empfehlen, eine Überwassereinheit mitzuschicken“, schlug Alex vor.
„Die bekommen Sie, wir ziehen nämlich die Moskwa und die Kerkh aus dem Schwarzen Meer ab und verlegen sie hierher. Wir brauchen bei der Schwarzmeerflotte keine Großkampfschiffe mehr. Sie sind dort unnütz. Stattdessen stocken wir den Bestand dort mit der Steregushtshij-Klasse auf und machen aus der Schwarzmeerflotte einen Sicherungsverband mit Anti-Terror-Kapazitäten.“
„Wäre in der Tat das beste“, pflichtete ihm Alex bei. „Die Moskwa könnten wir hier gut gebrauchen.“
„Na schön“, sagte Mushketow schließlich. „Sie bringen die Abnahmefahrten hinter sich und dann verlegen Sie direkt ins Mittelmeer.“
„Zu Befehl, Admiral“, sagte Alex.
„Das wäre dann alles, Kapitän. Einen Schönen Abend noch.“
„Das gleiche“, gab Alex zurück und grüßte. Dann ging er hinaus. Es war 17 Uhr – null Uhr in Wladiwostok. Drei Minuten später war er auf dem Rückweg, fuhr jedoch normal, weil er tanken musste.

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BURAN 17 Jahre 1 Monat her #11264

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Zur gleichen Zeit, Militärdistrikt Fernost

Die Transportfliegerkräfte hatten eine Luftbrücke ins Krisengebiet eingerichtet. Etwa 70 Il-76MD und zehn riesige An-124 waren fast rund um die Uhr in Einsatz. Als Ausweichbasis dienten die alten Flugplätze bei Andreijewka und Partizansk. Eingeflogen wurden vor allem medizinische Güter, ABC-Schutzgerät und Baugerät. Für den Rückflug wurden medizinische Notfälle an Bord genommen. In Wladiwostok selbst herrschte Chaos. Alle der Explosion zugewandten Fensterscheiben waren zerstört, Terebilowka und Uliss lagen gänzlich in Trümmern. Die ABC-Truppen vor Ort versuchten zunächst, die Menschen aus dem Gebiet zu evakuieren, doch es gab kaum genug Lastwagen und Busse. Das Problem war, vor allem herauszufinden, wer in Kontakt mit der Strahlung gekommen war und diejenigen dann auch noch zu kontaminieren und auszufliegen. Dann gab es Flüchtlinge aus den umliegenden Orten, die aus Angst vor der Strahlung nach Norden stürmten. Es kam soweit, dass eine Gruppe über die Grenze nach China wollte und dort von chinesichen Soldaten verhaftet wurde. Der Angriff hatte in jeder Hinsicht die perfekte Panik zur Folge.
Am 18. Juni landeten die ersten MiG-31BM des 174. Garde-Abfangjägerregiments Boris Safonow in Artem. Das gesamte Regiment mit 35 Maschinen wurde von Montshegorsk nach Artem verlegt. Der Militärdistrikt Moskau verlegte ein Regiment Su-27SM und ein Regiment Su-27S nach Fernost und der Militärdistrikt Wolga-Ural-Sibirien hatte mit der Verlegung von Jagdbombenflugzeugen Su-34 und Su-24M2 begonnen. Die komplette Tankerflotte aus Il-78 und Su-24M-UPAZ war über Sibirien im Einsatz um die Aktion zu unterstützen.
Am späten Nachmittag des 20. Juni zählten die Luftstreitkräfte in Fernost bereits 50 MiG-31BM und MiG-31B. Weitere neun waren auf dem Weg. Die MiG-31B würden den nordkoreanischen Luftraum abdecken und säubern, während die MiG-31BM die Flugabwehr ausschalten würden. Für die Luftüberlegenheit würden 120 Su-27SM und Su-27S sorgen. War diese Phase erst erreicht, würden Jagdbomber Su-34 und Frontbomber Su-24M2 die Flugplätze und Kommandoeinrichtungen der nordkoreanischen Volksarmee angreifen.
Es handelte sich allein bei der Verlegung des Fluggerätes um die größte Aktion seit dem Golfkrieg 1991. Ganze Konvois von Lastwagen brachten Raketen, Bomben und Treibstoff aus den Lagern. Die Autobahn zwischen Khabarowsk und Wladiwostok sowie deren Abzweige zu den Stützpunkten waren gesperrt und ausschließlich für das Militär freigegeben. In der Fahrtrichtung nach Wladiwostok fuhren vor allem Kampfverbände in Richtung der nordkoreanischen Grenze. Jedoch wurden nicht nur Waffen transportiert. Unter den Soldaten befanden sich 8 000 für Hilfseinsätze ausgebildete Soldaten des Innenministeriums und 3 000 Mann für Hilfseinsätze unter ABC-Bedingungen. Auf den beiden anderen Fahrspuren, die nach Khabarowsk führten, landeten Kampfflugzeuge im Fünf-Minuten-Takt. Für vier Regimenter Su-27SM und Su-27S und für drei Regimenter Su-24M2 waren lange Teilstücke im Abstand einiger Kilometer ausgesucht worden. Die MiG-31BM und MiG-31B in Artem sowie die Su-34 und Su-25SM in Galenkij waren die einzigen Maschinen, die von regulären Flugplätzen aus operieren würden, da andere Flugplätze für die Transportflugzeuge gebraucht wurden. Entgegenzusetzen hatte Nordkorea absolut nichts. War die Verlegung der Bodenstreitkräfte erst vorüber, würden alle vier Spuren zur Verfügung stehen. Als die Fernstraße in den vergangenen Jahren zur Autobahn ausgebaut wurde, hatten die Luftstreitkräfte die Forderung gestellt, bei Bedarf verschiedene Teilstücke als Ausweichflugplätze zu nutzen. Daher waren die Fahrbahnen in beiden Fahrtrichtungen besonders breit ausgebaut worden – breit genug, das auf einer Seite Flugbetrieb stattfinden konnte, während auf der anderen Seite der Armee-Verkehr nicht behindert wurde. Die Rasenflächen daneben waren so angelegt, dass sie als Abstellflächen genutzt werden konnten.


Samstag, 21. Juni 2014, Jagdbombenflugzeug Sukhoi Su-34,
über der Krasnojarskij Krai


Pilotin zweiter Klasse Natasha Blek knurrte vor sich hin. Sie hatte die Nase voll, erst recht von ihrem bescheuerten Flügelmann Selenow. Sie waren seit zwei Stunden in der Luft, es war fünf Minuten nach Mitternacht und er quatschte und quatschte und quatschte … Dabei war er es, der den Zeitplan um eine Stunde zurückgeworfen hatte, weil der Idiot trotz GLONASS zunächst den falschen Kurs eingeschlagen hatte.
Klar, bin ich gut, dachte sie. Vier Jahre Pilotenausbildung, drei Monate Luftkampftraining mit Auszeichnung in Lipetsk, dann nochmal zwei Monate Übungen für Abwehrüberwindung und -unterdrückung, sechs Monate Ausbildung für Bodenangriffe und EloKa – vielleicht würde ich sogar zur Kosmonautin taugen. Tausendzweihundert Flugstunden auf Su-27SM und Su-34. Aber lassen sie mich Kampfeinsätze fliegen? Pustekuchen! Stattdessen darf ich diese Scheißkisten zum Spielen nach Fernost kutschieren!
Sie war mit ihren eins zweiundsechzig nicht besonders groß, nicht gerade schlank, aber auch nicht dick. In der Tat fanden die meisten Piloten des 2. Garde-Bombenfliegerregiments aus Tshita Natasha sehr hübsch, aber das war sie ohnehin. Zusammen mit sieben weiteren Piloten und WSO verlegte sie nun vier Jagdbomber Su-34, darunter ihre brandneue Rote 50 nach Galenkij. Die Scheißkiste hatte sie natürlich nicht so gemeint, in der Tat liebte sie die Maschine. Ihre Su-34 trug drei riesige Abwurftanks, die ihr eine Überführungsreichweite von 4 000 Kilometer verliehen und durchpflügte in einer Höhe von 12 500 Meter die Luft mit 900 Stundenkilometer. Wie bei den Frontbombern Su-24M2 saßen die Piloten in dieser Maschine nebeneinander. Die Kabine war allerdings weit geräumiger, als im aufgemotzten Vorgänger. Man konnte aufrecht darin stehen, es gab eine Toilette, eine Mikrowelle, einen kleinen Kühlschrank, die Schleudersitze hatten sogar eine Liege- und Massagefunktion. Kein anderes Kampfflugzeug bot soviel Komfort. Dank der Druckbelüftung wie in einem Airliner konnte die Besatzung ohne Sauerstoffmasken arbeiten. Und die ganze Kabine wurde von einem 17 Millimeter starken Titanpanzer geschützt. Nach Natasha’s Meinung war die Su-34 der erste Jagdbomber, der zum Learjet taugte.
Trotz ihrer Größe war die Su-34 so wendig wie ein Mehrzweckjäger Su-27SM - kein Wunder, denn beide basierten auf dem gleichen Grundentwurf. Sie war in jeder Hinsicht eine eierlegende Wollmilchsau, sowohl als Abfangjäger als auch als Jagdbomber oder Aufklärer verwendbar und zur Not von Feldflugplätzen aus einsetzbar, konnte sie bis zu acht Tonnen Waffen an 12 Außenstationen tragen.
„Übernimm mal“, sagte sie zu ihrem WSO Anatolij Gainurow. „Ich hab keine Lust mehr. Verdammt, jetzt halt´s Maul, Selenow!“ Sie setzte den Helm ab und sah ihren WSO an.
„Ist das zu fassen? Der Idiot quatscht über seine ach so tolle zukünftige Karriere.“
„Was?“, fragte Anatolij, der sie nicht verstanden hatte.
„Oh Mann, setz das Ding ab, Knallkopf!“, rief Natasha und klopfte an seinen Helm.
„Ist ja gut, komm wieder unter“, gab der WSO gereizt zurück. „Also, tut mir Leid, dass ich nicht zugehört hab. Was hast du gesagt?“
„Ach, vergiss es“, fauchte Natasha. Anatolij konnte nicht umhin zu grinsen.
„Jetzt sag schon, was los ist“, meinte er dann. „Bring den Sitz in die Liegeposition, und ich spiele den Psycho.“ Jetzt mussten beide lachen.
„Willst du was trinken?“, fragte Anatolij schließlich.
„Gern. Wie wär‘s mit Wodka?“ Natasha kicherte.
„Ohne dich wäre es hier ziemlich langweilig“, meinte Anatolij, während er aufstand und zur Mikrowelle ging. „Halt die Maschine ruhig. Kakao oder Tee?“
„Kakao“, meinte Natasha, die Schultern zuckend und übernahm wieder die Steuerung. „Wieso lassen die mich keine Kampfeinsätze fliegen?“
„Ach deswegen bist du so gut drauf“, meinte Anatolij, während er den Kakaobecher mit Druckverschluss in die Mikrowelle stellte. „Ich glaube, die denken alle, du bist zu jung.“
„Zu jung?!“, fauchte Natasha.
„Wieso lässt du deine Wut an mir aus? Du bist dreiundzwanzig und hast es weiter gebracht als jede andere Pilotin der Luftstreitkräfte. Du solltest Danke sagen und zufrieden sein.“
„Weil ich jetzt sauer bin.“ Anatolij reichte ihr den Becher.
„Keine Sorge, du kommst auch noch zum Schuss“, sagte er und setzte sich wieder hin. „Trink erstmal, ich übernehme wieder.“
Natasha lehnte sich zurück, klappte das Visier mit dem HUD runter und spähte durch die Cockpitscheiben. Die Sicht war absolut klar. Sie flogen ohnehin über den Wolken. Die drei anderen Su-34 flogen etwas tiefer. Der Pilot des Jagdbombers Rote 39 fing ihren Blick auf und winkte. Natasha hob kurz die Hand. Dann sah sie wieder nach vorn. Über ihnen lag ein absolut klarer Sternenhimmel. Über Sibirien sah man die Sterne besonders gut, da Lichtquellen wie Städte oder Industrieanlagen weit entfernt voneinander lagen. Natasha überlegte.
„Was meinst du, Anatolij?“ frage sie schließlich. „Gibt’s da oben noch was?“
„Du meinst Leben?“
„Zum Beispiel.“
„Naja, wieso eigentlich nicht“, gab der WSO zu Natasha’s Überraschung zurück. „Vielleicht gibt es ja noch anderes intelligentes Leben im All.“
„Wäre schön wenn es irgendwo existiert“, stellte Natasha fest und lachte hölzern. „Die müssten schon ziemlich bescheuert oder extrem verzweifelt sein, wenn sie hier landen.“
„Jetzt kann ich durchaus verstehen, wieso du sauer bist.“
„Ja. Ich bin Jagdbomberpilotin, schlürfe Kakao und führe Konversationen über außerirdisches Leben und werde dafür auch noch bezahlt.“

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