Soviel mal wieder zum Thema Russentechnik, gelle Heizer
Das U-Boot ist klein, modern und selbstgebaut. Es ist sogar fahrtüchtig - der russische Tüftler Mikhail Puchkov dreht damit im russischen Fluss Newa seine Runden. Hier tauchte er schon 1987 mit einem ersten Prototypen ab - und wurde dabei vom KGB entdeckt.
In ferne, fremde Länder reisen, die Welt erkunden, notfalls auch nach einer Flucht: Das wollten viele, die in der Sowjetunion lebten - wie etwa Mikhail Puchkov. Auch er wollte raus. "Ich dachte, ein eigenes Gefährt, eines, das sich unsichtbar oder geräuschlos fortbewegt, würde mein Vorhaben leichter machen", erinnert sich der Russe. Also baute er ein U-Boot. Der Prototyp verursachte Probleme - vor allem mit dem KGB. Mit seiner neuesten Kreation allerdings wird Puchkov einfacher durch Europa fahren können.
Vor über 20 Jahren zeichnete Puchkov einen ersten Entwurf. "Ich habe mich selbst in einer sitzende Position gemalt, dann habe ich das U-Boot um mich herum gezeichnet." Abends, wenn er aus der Fabrik kam, bastelte er sein Mini-U-Boot: 200 Kilogramm schwer und voll mechanisch - weil mit Pedalantrieb. Bei einem seiner ersten geheimen Testfahrten im Jahr 1987 wurde es jedoch kritisch: Puchkov radelte gerade etwas außerhalb von St. Petersburg im Newa-Fluss, als er sich in einem Metallnetz verhedderte, das Baumstämme auffangen sollte. Das selbstgebaute U-Boot erregte selbstverständlich auch die Aufmerksamkeit des KGB. Puchkov geriet mit dem Geheimdienst in Konflikt. Als die Beamten jedoch erkannten, dass Puchkov nicht spionieren wollte, ließen sie ihn laufen - und rieten ihm, sich an das St. Petersburger Schiffbau-Institut zu wenden.
Puchkov folgte dem Rat, ging seiner Berufung aber nicht weiter nach - zunächst. Mittlerweile hat er ein neues U-Boot gebaut: 2300 Kilogramm schwer, fünf Meter lang, 1,20 Meter breit, ausgerüstet mit einem Motor und einem elektronischen Navigationssystem. "Es ist ein überwältigendes Gefühl, im eigenen U-Boot zu sitzen, wenn um einen herum die Wellen stürmen und man spürt, dass man wirklich etwas geschafften hat", sagt der heute 46 Jahre alte Russe nach ein paar Testrunden.
Letztes Jahr reiste Puchkov mit seinem U-Boot in den Finnischen Meerbusen vor St. Petersburg. Er will mit seinem U-Boot Marke Eigenbau auch durch Europa reisen, aber erst in ein paar Jahren. Weil er auch Zeit für sein Familienleben brauche, wie Puchkov sagt. "Momentan verbringe ich weniger Zeit in meinem U-Boot."
Quelle (mit noch mehr Bildern): Spiegel.de