Hallo,
nachdem ich hier längere Zeit nur mitgelesen habe, wollte ich auch mal etwas beitragen.
Vielleicht trifft der kleine Baubericht ja auf Interesse (und sorry für die unterschiedlich großen Bilder).
Ende der 90er war mein Ausgangspunkt das Büchlein von Helmut Brauer, Nautilus: Konstruktion-Bau-Technik von SchiffsModell-Spezial
Das Titelbild mit der fast getauchten Nautilus auf spiegelglattem Wasser hatte es mir einfach angetan.
So etwas wollte ich auch. Bisher hatte ich nur Arbeitsschiffe und Segler gebaut und der U-Boot-Bau inkl. der benötigten Tauchtechnik waren
Neuland für mich. Trotzdem setzte ich mir zum Ziel die Nautilus als statisch tauchendes U-Boot nachzubauen
und bis auf Fernsteuerung und Motor alles selbst herzustellen (kaufen kann ja jeder).
Als erstes musste ein Bauplan her. Im DINA5 Büchlein war nur eine kleine Abbildung des Disney-Bauplans der Nautilus dargestellt.
In der Not hatte ich den Plan im Kopierladen einfach so lange vergrößert, bis ich mein Wunschmaß von 1 Meter Bootslänge
erreicht hatte (mehr hätte nicht in den Kofferraum meines damaligen Autos gepasst).
Da es ein Zwei-Hüllen-Boot werden sollte, hatte ich mit dem Druckkörper angefangen.
Er besteht aus einem 120mm und zwei 60mm Plexiglasrohren, die mit zwei Alu-Reduzierringen verbunden werden.
Als Verschluss des vorderen 60mm Rohrendes dient eine Alu-Kappe, die gleich noch drei Öffnungen mit PG-Gewinde
für spätere Ausbauten erhalten hat. In dem hinteren Alu-Endstück ist das Kugel-gelagerter Stevenrohr eingeklebt.
Es dient gleichzeitig als Aufnahme für den 540er Motor. Die Dichtheit aller Ringe und Kappen wird durch simple O-Ringe sichergestellt.
Der Ausgang für die Ruderanlage sitzt im hinteren Reduzierring und wird durch einen Faltenbalg abgedichtet.
Als Ballasttank dient ein umfunktionierter 1 Liter Urinbeutel aus dem Medizinbereich der von einer simplen
Zahnradpumpe bedient wird. Für das Tiefenruder (das hintere habe ich mir aus Bauraumgründen gespart)
hat das 120er Rohr zwei Querbohrungen erhalten, in denen zwei als Gleitlager ausgeführte Buchsen eingeklebt wurden
(mit einem Nutring ist der Anpressdruck des O-Rings einstellbar). Darin läuft eine durchgehende Welle,
die durch ein Zahnrad die Verbindung zum Servo bekommt. Der Grundaufbau des Druckkörpers ist schon lange fertig
und hatte auch viele Male seine Dichtheit und Tauchfähigkeit unter Beweis gestellt (die max. Belastung stellte ein Verlust der Funkverbindung dar,
der dazu führte, dass der Druckkörper eine Woche auf ca. 10 Meter Tiefe auf einen Taucher warten durfte).
Die Außenhülle war da schon eine ganz andere Nummer. Der Grundkörper ist ein 10-Eck, das sich vorn und hinten
unterschiedlich verjüngt. Mehrere Bauversuche mit Pappmodellen ergaben nicht das gewünschte Ergebnis.
Damit lag das Projekt erst mal auf Eis.
Es dauerte einige andere Bootsprojekte und mehrere Job-/Wohnortswechsel lang, bis ich mich wieder aufraffte
das Projekt weiter zu verfolgen. Ein befreundeter CAD-Konstrukteur hat mir dann auf Basis meines Bauplans eine Abwicklung
des Einzelsegments des 10-Ecks erstellt. Jetzt blieb nur noch die Auswahl des Materials und es konnte losgehen.
Zurückblickend habe ich mit 1,5mm PVC-Platten die falsche Wahl getroffen. Am Markt fand ich aber gerade nichts
Passenderes in den Abmaßen die ich benötigte.
Ober- und Unterschale bestehen aus je 9 Spanten, die gleichzeitig als Lagerung für den Druckkörper dienen und den jeweils
5 Segmenten, die von außen fixiert (Tesa) und dann von innen mit feinem GF-Gewebe und 2K-Epoxy verklebt wurden.
Die Auf- und Anbauten bestehen aus den verschiedensten Materialien, die im Bastelkeller vorhanden waren,
Ziel war ja immer noch der „Eigenbau“. Die großen Fenster vom Wohnzimmer sind aus Gießharz gegossen und poliert,
die Sägezähne bestehen aus zerteilten Weihnachtssternen, die eigentlich als Deko dienen.
Zudem kommen Teile aus defekten Messuhren, elektr. Zahnbürsten, Kugelschreibern usw. zum Einsatz.
Bis auf kleine Einzelheiten wie Trittbleche, Anker, Nieten usw. ist die Außenhülle komplett.
Parallel wurde der Druckkörper zum wiederholten Male mit neuen Akkus versehen (jetzt 3x 6,6V Päckchen LiFe)
und hat ein herausnehmbares Technikgerüst bekommen.
Bei den ersten Versuchen der kompletten Nautilus in der Badewanne ergaben sich natürlich wieder ungeahnte Herausforderungen
mit der Trimmung bei auf-/untergetauchtem Boot. Der Schwerpunkt wandert hier etwas hin und her.
Da wird noch einiges an Styrodur ins Land gehen bevor ich wirklich zufrieden bin.
In den nächsten Tagen geht es dann zum See zur ersten richtigen Probefahrt. Sollte sie erfolgreich verlaufen,
geht es in Richtung Lack. Ein passendes kleines Lackierkabinett mit Absaugung ist schon gebaut und wartet seit einem
Jahr auf seinen Einsatz.
Gruß
Jürgen